Am Sonntag, 7. Juli ist das dreiwöchige Stadtradeln zu Ende gegangen. Ziel der Aktion: Drei Wochen lang möglichst aufs Auto verzichten, stattdessen aufs Fahrrad wechseln und unserer Erde eine Menge Tonnen CO² ersparen! Als Christen ist uns ja die Bewahrung der Schöpfung als Auftrag ins Buch der Bücher geschrieben: Gleich die ersten Seiten der Bibel handeln davon, mit der Schöpfung sorgsam umzugehen. Also hat sich unsere ökumenische Gruppe „Kirche auf Rädern“ mit 39 angemeldeten Radler*innen auf den Radweg gemacht und gemeinsam 6.127 Kilometer er-radelt. Die vierzehnjährige Eva aus St. Josef schaffte es auf Platz 1 in unserer Gruppe mit 673,5 Kilometern! In der Koblenzer Gesamtwertung sind wir von 131 Radel-Gruppen immerhin mit „Kirche auf Rädern“ auf Platz 19 gekommen! Aber Zahlen sind bekanntlich nicht alles! So erlaube ich mir, einen persönlichen Rückblick, eine kleine „Revuepassage“ zu halten.

Aller Anfang ist schwer
Mag sein, dass ich einer gewissen Selbstüberschätzung erlegen bin –fahre ich doch täglich und bei jedem Wetter mit dem Fahrrad – als ich mir gleich am ersten Tag des Stadtradelns das schöne Rehns am Rhein als Tourenziel gesetzt hatte. Ich geriet ordentlich ins Schwitzen und war überrascht über die vielen „Rückmeldungen“ meines Körpers. Da gab es Körperstellen von denen ich gar nicht wusste, dass sie überhaupt existieren, geschweige denn, dass sich dort Muskeln befinden könnten, die doch recht schmerzhaften Signale gaben. Doch durch das tägliche Training verschwanden im Laufe der Zeit die Schmerzen und alles wurde sehr viel leichter!

Begegnungen – tierisch menschlich
Lächeln ist der kürzeste Weg zwischen den Menschen. Ein Lächeln und ein freundliches „Hallo!“ und schon lächeln selbst schlecht gelaunte Menschen zurück. Und manchmal kommt man sogar ins Gespräch. Ich erinnere mich an zwei Begegnungen. Da war der ältere Herr auf einer Bank am Rheinufer in Brey, der jeden Tag mit seinem kleinen Hund hierherkam. Er erzählte mir von seiner verstorbenen Frau, von der Sehnsucht nach seiner Heimatstadt Hamburg und dass er in jungen Jahren einmal von Brey zum Deutschen Eck gesurft sei, was ihn damals über 300 Mark Strafe gekostet hatte. Dennoch war es ein tolles Abenteuer, was natürlich auf keinen Fall nachgeahmt werden sollte, wie er sofort hinterherschickte! Wie schön und wie gut, dass ich beim Stadtradeln alle Zeit der Welt zum Zuhören hatte und nicht auf Tempo fahren musste! Ein anderes Mal kam mir ein Jogger entgegen, der mir fassungslos erzählte, er sei gerade von Nilgänsen angegriffen worden, die auf dem Uferweg Richtung Spay „lauerten“, sodass er gleich wieder umgekehrt sei. Ich hatte Ähnliches beobachtet und mir wurde klar, dass das Vorkommen und die explosionsartige Vermehrung dieser invasiven Arten wie Nilgänse, Wildgänse und Mandarinenten, ebenfalls dem Klimawandel geschuldet sind. Tierische Begegnungen der anderer Art waren ebenfalls an der Tagesordnung. Kurze Rückschau: Im Alter von etwa 4 Jahren fragte ich meine Mutter: „Mama? Was fressen Schwalben? Würmer?“ „Nein, sie sausen durch die Luft und fressen dabei Mücken!“ „Das muss ja ganz schön schwierig sein!“, dachte ich damals. Ist es nicht! Weiß ich heute! Mücken lieben freundliche Menschen, die viel lächeln! Keine Ahnung, wie viele von diesen selbstmordgefährdeten Plagegeistern beim Radeln nicht nur den Weg in meinen Mund sondern auch in meinen Magen gefunden haben! Sie alle kennen den Witz: Woran erkennt man freundliche Motorradfahrer? An den Mücken zwischen den Zähnen! Das gilt auch für Fahrradfahrer!

Erkenntnisse
Meistens schimpfen ja die einen über die anderen: diese Fußgänger, diese Radfahrer, diese Autofahrer! Und meistens haben alle Recht. Leider sind unsere Städte und Kommunen nicht so angelegt wie in den Niederlanden, wo alle Verkehrsteilnehmer ihre Wege haben. Bei uns ist es wichtig, dass die Stärkeren auf die Schwächeren Rücksicht nehmen und auch mal auf „ihr gutes Recht“ verzichten. Und alle zusammen müssen wir überlegen, wie wir unseren selbstgemachten Klimawandel stoppen oder besser noch rückgängig machen können. Mit unserem Verhalten nehmen wir uns selbst die Luft zum Atmen und den Raum zum Leben. Eine Aktion wie das Stadtradeln zeigt: Es geht auch anders! Und: Fahrradfahren stärkt die Muskeln, senkt den Blutdruck und setzt Glückshormone frei. Wenn das kein Grund zum Lächeln ist!

Nachtrag
Am vergangenen Samstag, 13.07. wurden auf dem Jesuitenplatz von den Initiatoren des Stadtradelns alle Radler*innen geehrt, die beim Stadtradeln teilgenommen hatten. Und alle, die über 100 km gefahren waren, konnten per Losziehung etwas gewinnen. Da ich beide Kriterien erfüllt hatte, bin ich als Vertreterin von „Kirche auf Rädern“ da gewesen! Leider wurde niemand aus unserer Gruppe „gezogen“ – auch ich nicht. Aber immerhin hat es für ein Foto mit unserem OB, Herrn Langner, gereicht…

(Martina Niegemann, Gemeindereferentin Koblenz-Innenstadt Dreifaltigkeit)

Kirche auf Rädern 2024 – eine „Revuepassage“